Ihr möchtet in England oder Wales zum Wandern gehen? In diesem Artikel möchte ich euch vier Gebiete vorstellen, die definitiv eine Tagestour und teils gar einen mehrtägigen Aufenthalt wert sind.
Raue Küste und verwunschene Gärten an Glamorgan Heritage Coast
Von Dover kommend nähert man sich Wales zumeist auf der Autobahn M4 über die Second Severn Crossing Mautbrücke. Nun folgt man der M4 noch etwa 80 km bis zur Ausfahrt 35. Über Bridgeend fährt man nun nach Southerndown und biegt im Ort zum Glamorgan Heritage Coast Center ab. Dieser Küstenabschnitt mit seinen beschaulichen Wanderwegen eignet sich als perfekter Zwischenstopp auf dem Weg tiefer nach Wales hinein, oder auch auf dem Weg Richtung Norden. Es erwartet einen die typische englische Steilküste – ok, keine Kreidefelsen, aber dennoch sehr malerische Landschaft. Wer Kreidefelsen will, muss sich auf die überlaufene Südküste bei Eastbourne einlassen.
Vom Parkplatz am Glamorgan Heritage Coast Center folgt man nun dem Wanderpfad direkt an den Klippen entlang. Nach etwa 20-30 Minuten hat man die Möglichkeit zum Strand hinab zu laufen, und bei Ebbe (Gezeiten unbedingt beachten) unterhalb der Steilklippen direkt am Meer entlang zu wandern (Steinschlag beachten, eher nahe am Wasser laufen wenn möglich). Nach diesem Abstecher folgt man den Steilklippen oberhalb solange wie man Lust hat. Den Rückweg zum Parkplatz kann man etwas landeinwärts wählen und dabei durch pittoreske Schlossmauern und –Gärten laufen.
Tipp: man pflücke den frischen Rosmarin im alten Burggarten und brate sich damit ein Fleisch und Kartoffeln an – unglaublich lecker!
Zeitbedarf: 1-2 Stunden
Blicke soweit das Auge reicht, Wind und Grasberge im Brecon Beacons Nationalpark
Der Brecon Beacons Nationalpark ist eine dünn besiedelte Gegend mit weiten Hochtälern und steilen Grasbergen. Die bekannteste und schönste Tour ist die sogenannte Horseshoe Tour, eine hufeisenförmige Rundtour vom Neuadd-Stausee ausgehend über drei verschiedene Gipfel.
Man parkt etwa 1,5km vor dem Stausee, wandert bis zum Stausee, folgt dann den matschigen Wegspuren bis auf einen gut sichtbaren Rücken bzw. Grat und läuft an dessen Kante Richtung Norden. Nach etwa 1,5 Stunden trifft man auf den von Westen kommenden Hauptweg auf den Pen Y Fan, folgt diesem bis zum Gipfel und kann dann Richtung Osten weiterwandern über Cribyn, Fan Y Big und weitere Berge, bis man in weitem Bogen von Nordosten zurück Richtung Stausee läuft. Der Weg ist nicht zu verfehlen, er läuft gut sichtbar an der östlichen Talseite nach Süden Richtung Stausee.
Zeitbedarf: 5-6 Stunden.
Wildcampen mit dem Bus lässt es sich am besten im Tal des Neuadd Stausees, der erste der beiden Parkplätze Richtung Talschluss ist optimal. Man beachte jedoch, dass in den Seen und Flüssen das Schwimmen nicht empfehlenswert ist – das Wasser ist leider von Parasiten verseucht (Leptospirosis, gefährlich).
Gezeiten-Straße, der vielleicht schönste Ort Englands und echte Berge im Snowdonia Nationalpark
Im Vergleich zum Brecon Beacons wartet der Snowdonia Nationalpark mit deutlich wilderer Landschaft auf – fast fjellähnliche Berge mit steilen steinigen oder felsigen Gipfeln und wilde bewaldete Schluchten zeichnen diesen Nationalpark aus. Empfehlenswert als Basis ist das Mountain Center in Capel Curig oder man campt wild am Llyn Owen – hier gibt es mehrere geeignete Parkplätze und Spots.
Eine der schönsten Touren ist sicherlich die Überschreitung des Glydr Fawr und des Glydr Fach. Man läuft vom Westende des Llyn Ogwen bergan zu einem Bergsee, folgt dann auf der Ostseite des Sees dem Wanderweg und läuft steil hinauf durch das „Devils Kitchen“ zum Glydr Fawr. Über den Grat geht es weiter bis zum Glydr Fach und dann durch einen Sattel in einem weiten Bogen wieder hinab Richtung Llyn Ogwen Westende.
Zeitbedarf: 5-6 Stunden.
Auf der Anfahrt in den Snowdonia Nationalpark sollte man unbedingt einen Zwischenstopp in Barmouth einlegen – ein richtig schöner und lebendiger kleiner Ort an der Küste, super Strand inklusive. Etwa 10 km vorher kann man zudem eine Gezeitenstraße befahren – aber eben nur bei Ebbe (bei Llanbedr im Ort nach Westen abbiegen Richtung Flughafen, danach weiter der kleinen Straße folgen).
Die Steigerung: das Lake District – noch mehr Wildnis, noch mehr Weite.
Das Lake District zählt in England und Wales zu meinen Favoriten. Die Landschaft ist sehr weit und rau. Es wachsen kaum Bäume in den oberen Lagen. Schroffe steinig-felsige Gipfel wechseln sich ab mit Fjelllandschaft und weiten Hochtälern. Das Lake District ist in England und Wales sicher der einsamste Nationalpark. Hier kann man wandern ohne jemanden zu treffen, wenn man sich abseits der Wanderwege bewegt. Im Vergleich zu Schottland spürt man aber im Lake District immer noch die Nähe der Großstädte – meistens trifft man doch auch andere Wanderer, sobald man einem Wanderweg folgt.
Empfehlenswert ist es der kleinen Straße über den Hard-Knott Pass zu folgen und am Wrynose Pass zu parken. Die Straße ist teilweise unglaublich steil: 30 Prozent Steigung ist mir in den Alpen auf einer Straße bislang selten begegnet… Am Wrynose Pass kann man mit dem Bus auch super wilcampen, auch mit Zelt sollte sich das eine oder andere Plätzchen finden lassen.
Vom Wrynose Pass kann man sehr schön auf den Pike of Blisco und über mehrere Gipfel zum Bow Fell wandern und dann durch das Hochtal wieder hinab zu einer Farm zwischen Wrynose und Hardknott Pass. Ein GPS ist sehr empfehlenswert, denn im Nebel ist es hier wirklich schwer sich zu orientieren.
Zeitbedarf: 6-7 Stunden.
So, nun viel Spaß und Erfolg bei der Planung eures eigenen England Outdoor Trips! Wer Fragen hat, scheue sich nicht hier zu kommentieren oder auf Facebook oder per Mail zu schreiben.